GAWO Praxisbeispiel 2

 

Praxisbeispiel 2:

Kleine Belegschaften — Umstellung auf verlässlichen Dienstplan

 

Ausgangslage

In diesem kleinen, vollkontinuierlichen Produktionsbetrieb wurde der Dienstplan bestenfalls Woche für Woche festgelegt. In der Regel wussten die Beschäftigten 1-2 Tage im Voraus, wann ihre nächste Schicht sein sollte. Die Folgen sind klar:
  • Planbarkeit von Familien- und Freizeitaktivitäten ist kaum möglich
  • häufige, sehr kurzfristige Einsätze zur Vertretung von Ausfällen
  • ungesunde, teilweise ungesetzliche Schichtfolgen, auch durch Nichteinhaltung der Ruhezeiten

Rahmenbedingungen

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Bild 1

Die Mindestbesetzung im Verlauf der Woche ist stets gleich (Bild 1). In jeder Schicht werden immer zwei Beschäftigte gebraucht, die an zwei unterschiedlichen Maschinenanlagen die Produktion fahren. Ausnahme: In den drei Nachtschichten von Freitag bis Sonntag sowie in der Früh- und Spätschicht am Samstag muss lediglich eine Arbeitskraft anwesend sein, da dann eine Anlage steht.
Die Belegschaft in diesem Produktionsbetrieb besteht insgesamt aus 10 Vollzeitkräften.
Die Schichten sind 8,25 Stunden lang; abzgl. einer Pause von 30 Minuten ergibt eine Arbeitszeit von 7,75 Stunden.
Die tarifliche Wochenarbeitszeit beträgt 38,0 Stunden.
30 Tage Urlaub, 5% Krankenstand, 3 sonstige Fehltage pro Jahr und Arbeitskraft.

Ziele

Erstellung eines Schichtplans, der folgende Anforderungen erfüllen muss:
  • verlässlicher und langfristiger Schichtplan, der eine Planung des sozialen Lebens ermöglicht
  • alle 10 Schichtarbeitende sollen in einem Plan rotieren; gerechte Verteilung der Schichten auf die Beschäftigten
  • Vertretung von Fehlzeiten (Krankheit, Urlaub etc.) fest einplanen und vorhersehbar machen
  • gesunder, nach ergonomischen Kriterien gestalteter Schichtplan

Handlungsschritte und Lösung

1. Schritt:
Erstellung eines 10-Gruppen-Plans mit einer Person pro Schichtgruppe. Der Schichtbedarf aus Bild 1 wird auf die 10 Gruppen verteilt. Bild 2 zeigt einen Rhythmus von vielen möglichen. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit beträgt 28,68 Stunden.

Bild 2

2. Schritt:
Einfügen von flexiblen Schichten, die zur Vertretung von Fehlzeiten eines kranken oder im Urlaub befindlichen Beschäftigten genutzt werden können. Für den Beschäftigten ist daher eine flexible Schicht immer ein voller Arbeitstag. Welche Schicht (Früh, Spät oder Nacht) tatsächlich gearbeitet werden muss, wird in der Fehlzeiten- und Feinplanung vorgenommen. Schaut man sich die Lage der flexiblen Schichten in Bild 3 genau an, wird schnell deutlich, dass fast nie alle drei Schichtarten beliebig eingesetzt werden können, will man die gesetzlichen Ruhezeiten einhalten. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit beträgt nun 38,75 Stunden.

Bild 3

Bewertung der Lösung:

Negativ: Positiv:
  • drei lange Arbeitsblöcke von 7 bzw. 8 Arbeitstagen in Folge
  • einzelne freie Tage
  • nur 3 komplett freie Wochenenden in 10 Wochen
  • alle 10 Beschäftigte rotieren in einem verlässlichen und langfristigen Schichtplan
  • Vertretungen von Fehlzeiten in allen Schichten (Früh, Spät, Nacht) sind fest einplant
  • kurzer Vorwärtswechsel
  • lange Freizeitblöcke nach den Nachtschichtfolgen
  • max. 4 Nachtschichten hintereinander

 

Fazit:

Die Beschäftigten können nun endlich ihr soziales Leben planen. Weiter verbessert werden muss noch die ergonomische Qualität des Plans; drei lange Arbeitsblöcke von 7 bzw. 8 Arbeitstagen hintereinander sind zuviel. Dies geht dann natürlich zu Lasten der längeren Freizeitblöcke.
Ein Arbeitszeitkonto muss zur Kontrolle und Erfassung der Arbeitszeiten geführt werden!

(Bildquelle: Software BASS 5 - System zur computergestützten Gestaltung und Bewertung von Arbeitszeitsystemen)