Praxisbeispiel 1:
Ein Schichtmodell bei variabler Betriebszeit
Ausgangslage
In diesem Produktionsbetrieb kommt es häufig vor, dass die Kundennachfrage stark schwankt. In manchen Wochen reicht eigentlich eine Betriebszeit von 120 Stunden (15 Schichten), während phasenweise vollkontinuierlich in 21 Schichten produziert werden muss, um die Kundennachfrage zu befriedigen. Mit dem bisherigen teilkontinuierlichen Schichtplan können die auftretenden Auftragsschwankungen nicht optimal abgedeckt werden. Die Folgen sind klar:- unproduktive Zeiten müssen bezahlt werden
- schwierige Personalplanung hinsichtlich Verlängerung von Arbeitsverträgen, möglichen betriebsbedingten Kündigungen, kurzfristigen Einstellungen, Einsatz von Zeitarbeit
- Unsicherheit in der Belegschaft
- Gefahr von Überstunden sehr hoch, hohe Belastung für die Beschäftigten
Rahmenbedingungen
Die Auftragslage ist schwankend bis hin zur vollkontinuierlichen Auslastung.
Das bisherige starre Schichtsystem deckte eine Betriebszeit von 144 Stunden mit 18 Schichten und 4 Gruppen ab.
Die Belegschaft in diesem Produktionsbetrieb ist hoch qualifiziert und bedarf 2-3 Stunden Schulung im Monat.
Die Schichten sind 8,00 Stunden lang, Pausen werden bezahlt.
Die vereinbarte Wochenarbeitszeit beträgt 37,5 Stunden.
Unter dem alten 18-Schichten-Modell gab es aufgrund zusätzlicher Schichten bei guter Auftragslage viele Überstunden, in Zeiten geringerer Kundennachfrage wurde jedoch nicht konsequent abgefeiert.
Ziele
Die vereinbarte Wochenarbeitszeit beträgt 37,5 Stunden.
Unter dem alten 18-Schichten-Modell gab es aufgrund zusätzlicher Schichten bei guter Auftragslage viele Überstunden, in Zeiten geringerer Kundennachfrage wurde jedoch nicht konsequent abgefeiert.
- Entwicklung eines flexiblen Schichtplans, der ein "Atmen" entsprechend der Kundennachfrage ermöglicht. Der Plan sollte es erlauben, eine Betriebszeit von 120 bis 168 Stunden variabel abzudecken.
- Vermeidung von Entlassungen bzw. kurzfristigen Einstellungen bei Auftragsschwankungen
- Überstunden in Grenzen halten
Handlungsschritte und Lösung
1. Schritt:
Genaue Abklärung der benötigten Spannbreite der Betriebszeit. Folgende Fragen sind dazu interessant:- Welche minimalen und maximalen Produktionsauslastungen gab es in der Vergangenheit?
- Welche Produktionsauslastungen werden in Zukunft erwartet?
- Welche Einstellung haben die betroffenen Beschäftigten zur Einführung variabler Betriebszeiten?
2. Schritt:
Erstellung eines Schichtplans, der (in diesem Fall) eine variable Betriebszeit von 120-168 Stunden abdeckt. Die Abbildung 1 zeigt den vollkontinuierlichen 4-Gruppen-Plan. Die Flexibilität besteht darin, dass die Wochenendschichten 1-6 genau in dieser Reihenfolge je nach Auslastung abgesagt werden können. Die erste abzusagende Schicht bei sinkender Auslastung wäre die Spätschicht am Sonntag, dann die Frühschicht am Sonntag usw. Die Reihenfolge entspricht den Wünschen der Beschäftigten und ist produktionstechnisch sinnvoll. Die Wochenarbeitszeiten schwanken so zwischen 30 und 42 Stunden und werden über ein Arbeitszeitkonto kontrolliert.3. Schritt:
Wichtig ist die Klärung der Frage, nach welchen Kriterien eine Schicht abgesagt werden kann und wie lang eine angemessene Ankündigungsfrist sein soll.Bild 1
Bewertung der Lösung:
Negativ: |
Positiv: |
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Fazit:
Die Konzeption eines Stufen- oder Gangschaltungsmodells muss auf verlässlichen Zahlen beruhen. Sonst gibt es schnell das Problem, dass die Beschäftigten nicht auf ihre tarifliche Jahresarbeitszeit kommen, z.B. wenn die tatsächliche Auslastung über einen längeren Zeitraum doch wesentlich geringer ausfällt. Ein Mangel an Planung sollte daher nicht durch Flexibilität ausgeglichen werden. Wenn die Voraussetzungen stimmen, ermöglicht dieses Modell flexibel auf die Auftragslage zu reagieren und bringt Vorteile für alle Beteiligten!(Bildquelle: Software BASS 5 - System zur computergestützten Gestaltung und Bewertung von Arbeitszeitsystemen)