Gesundheit im Fahrdienst des ÖPNV
„Physische und Psychische Gesundheit im Fahrdienst von Verkehrsunternehmen unter dem Blickwinkel spezieller Belastungen, insbesondere der strukturellen Isolation und Bewegungsarmut"
Beginn: 15.10.2012
Laufzeit: 12 Monate, abgeschlossen
Kooperationen: --
Projektleitung: Prof. Dr. F. Nachreiner, Dr. A. Arlinghaus
Wiss. Mitarbeiterinnen: Dr. Anna Arlinghaus, Dipl.-Psych., Martina Bockelmann, Dipl.-Psych., Jana Greubel, Dipl.-Psych.
Förderer: Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG), Präventionsfeld ÖPNV/Bahnen
Inhalt und Ziele:
Der Fahrdienst im ÖPNV gilt seit längerer Zeit als eine Berufsgruppe mit erhöhtem Risiko für arbeitsbedingte gesundheitliche Beeinträchtigungen. So ist im Fahrdienst über die Jahre hinweg ein - im Vergleich zu anderen Berufsgruppen - erhöhter Krankenstand konsistent dokumentiert. Die Beschwerden konzentrieren sich dabei hauptsächlich auf muskulo-skeletale und psycho-vegetative Beeinträchtigungen, die wiederum mit bestimmten Belastungskonstellationen im Fahrdienst, wie etwa der Bewegungsarmut (und -einseitigkeit) und der strukturellen Isolation bei den auszuübenden Tätigkeiten verbunden sind.
Als Folge dieser gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist häufig eine vorzeitige Fahrdienstuntauglichkeit des Personals im Fahrdienst zu verzeichnen. So werden immer wieder Zahlen wiedergegeben oder kolportiert, wonach nur ca. 10% der Fahrer und Fahrerinnen arbeitend das gesetzliche Rentenalter erreichen und der Rest früher ausscheidet, wobei Fahrdienstuntauglichkeit eine der Hauptursachen sein soll.
Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Unternehmen wurden in den letzten Jahrzehnten zudem Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung und Arbeitsverdichtung umgesetzt. Dies hat im Zusammenhang mit der Erhöhung der Verkehrsdichte zur Steigerung der Belastung bei den Mitarbeitenden geführt. In Verbindung mit der Heraufsetzung des Renteneintrittsalters und damit der Verlängerung der Lebensarbeitszeit besteht nun die Herausforderung, die Unternehmen erfolgreich und die Mitarbeitenden gesund und fahrdiensttauglich durch ihr Arbeitsleben zu führen. Damit wird die Fahrdienst(un)tauglichkeit zu einem der gravierenden Probleme für die Verkehrsunternehmen, aber auch für die Sozialsysteme der Gesellschaft, die dieses vorzeitige Ausscheiden aus dem Fahrdienst auf Grund arbeitsbedingter medizinischer und psychischer Beeinträchtigungen z.T. auffangen bzw. kompensieren müssen.
Momentan fehlt es an einer ausreichenden Datengrundlage, um die zukünftige Entwicklung der Fahrdiensttauglichkeit und den notwendigen lnterventionsbedarf zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit des Fahrpersonals in den Verkehrsunternehmen abschätzen zu können.
Die Ziele dieses Projektes sind daher, zu untersuchen, wie häufig es in den Verkehrsunternehmen zur Fahrdienstuntauglichkeit beim Fahrpersonal kommt (Prävalenz der Fahrdienstuntauglichkeit). Dies soll zunächst unternehmensbezogen ermittelt werden um daraus eine Schätzung für die Grundgesamtheit der Verkehrsunternehmen in der BRD ableiten zu können. Darüber hinaus soll geklärt werden, wann Fahrdienstuntauglichkeit im Laufe des Berufslebens als Fahrer/Fahrerin auftritt und welche Bedingungen den Eintritt beschleunigen bzw. verlangsamen oder vermeiden. Aus diesen Erkenntnissen sollen zielführende Maßnahmen zur Förderung der Fahrdiensttauglichkeit abgeleitet werden.